Notruf in Eupen🚨. Drogenmissbrauch, Patient in kritischem Zustand, Hubschraubereinsatz mit Reanimation notwendig. Ein Einsatz mit tragischem Ende.
Es war ein Einsatz wie aus einem Albtraum. Die Meldung lautete: Drogenmissbrauch, Patient im kritischen Zustand, Reanimation möglich.
Wir starteten sofort den Hubschrauber, und während der kurzen Flugzeit gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Bei Drogenmissbrauch trifft es oft junge Menschen, und das macht solche Einsätze noch schwieriger.
Als das Team am Einsatzort ankam, fanden sie die Mutter des Betroffenen tränenüberströmt im Vorgarten vor. Das Rettungsteam rannte in die Kellerwohnung und fand ein Bild des Grauens: Müll verstreut, der junge Mann lag auf dem Bauch, bewusstlos, überall Erbrochenes. Dr. Ivić erinnert sich:
Der Patient war leblos, ohne Puls, und das Erbrochene war in seine Lunge geraten. Die Überlebenschancen sanken rapide.
Dem Notarzt war sofort klar, dass man in einer absoluten Notfallsituation war. Wie lange der junge Mann bereits bewusstlos auf dem Bauch dort gelegen hatte, war unklar. Die sofortige Reanimation begann, doch die Chance und Zeichen standen von Anfang an schlecht. Nach sofortiger Medikation und einer 30-minütigen Reanimation mussten diese erfolglos abgebrochen werden.
Für Dr. Ivić war das Schwierigste, der Mutter die schreckliche Nachricht zu überbringen. Durch einen Verkehrsunfall hatte sie bereits früher ihren anderen Sohn verloren. Sein Team ließ ihn kurz mit ihr alleine.
Ich ging in den Vorgarten und schüttelte nur den Kopf. Sie verstand sofort, dass wir von vornerein keine Chance hatten, und ihr Sohn an einer Überdosis gestorben war. Es war herzzerreißend.
Es gibt Einsätze als Notarzt, die wird man nie mehr vergessen. Und es gibt nichts Schlimmeres als Eltern, die ein Kind verlieren. Besonders schwer ist es, wenn man selbst Kinder hat. Und live dabei zusehen, wie ein Notarzt mit seinem Team versucht, einen Jugendlichen zu retten, der sein ganzes Leben vor sich hatte.
Eltern stehen oft völlig machtlos da, wenn ihre Kinder in die Abhängigkeit abrutschen. Sie sehen zu, wie ihre geliebten Kinder sich verändern, wie sie sich zurückziehen und immer tiefer in die Sucht abgleiten.
Bleibe clean, wähle das Leben
Dr. Ivić appelliert eindringlich an alle jungen Menschen, nicht leichtsinnig mit ihrem Leben zu spielen:
Drogen scheinen anfangs vielleicht einen schnellen Ausweg oder einen kurzen Kick zu bieten, aber die Folgen sind tödlich.
Aber auch Eltern müssen wachsam sein und frühzeitig Hilfe suchen, wenn sie merken, dass etwas nicht stimmt. Es ist keine Schande, Unterstützung zu holen. Es könnte das Leben ihres Kindes retten.
Dr. Stefan Ivic ist Notarzt im St. Nikolaus Hospital in Eupen. Er sieht häufig die verheerenden Auswirkungen von Drogen aus erster Hand, auch in Ostbelgien. Seine Aussage vermittelt einen direkten Eindruck von den gravierenden Konsequenzen, die eine Wahl für Drogen haben kann.
Durch seinen ehrenamtlichen Einsatz bei "Retten macht Schule" in Eupen (Erste-Hilfe-Kurse) und bei „Crashkurs Ostbelgien“ (Präventionsprojekt in ostbelgischen Schulen) zeigt er, wie wichtig Prävention ist, und baut eine Brücke zwischen Unfallhilfe und der Mission, uns alle aufzuklären.